Wie der Bodensee vor 1000 Jahren seinen Namen erhalten und ihn bis heute behalten hat, das ist die Frage.
Es scheint keine wichtige Frage zu sein, die außer einigen Sprachgelehrten viele Menschen beträfe. Kluge Menschen gestehen dass sie nie darüber nachgedacht haben. Ihre Gleichgültigkeit ist verständlich.
Irgendwann, wird sich irgendwer den Namen ausgedacht haben; seither wissen alle wie dieses Gewässer von anderen zu unterscheiden ist. Wahrscheinlich wäre die allgemeine Neugier größer, wenn sich die Spezialisten nicht auf die Suche nach dem Ursprung des Wortes beschränkt hätten. Ihr Streit ist zwar seit 100 Jahren entschieden, aber nicht einmal das Ergebnis sprach sich herum.
Populär ist nur der bissige Witz eines Mitstreiters (Karl Simrock) den er 1864 einem der sieben Schwaben in den Mund legte. Und der See, sagt ´er habe keinen Grund / und Boden, sagt er / und aus diesem Grund heiße er Bodensee.
Bodensee ist abgeleitet von Boden, vergleichbar mit oben im Haus. Speicher also was oben ist. Landschaftlich sind solche Bezeichnungen üblich. z.B Adelboden in der Schweiz, Bödele in Vorarlberg oder der Bodanrück.
Über die Jahrhunderte gab es einige Versuche dem See einen Namen zu geben. Die Römer unter Tiberius kannten schon Suebicum Mare und übersetzten die Ostsee als „Schwäbisches Meer „. Sie dachten vereinfacht, hinter dem Limes leben nur Schwaben. Erst mit der Völkerwanderung bemerkten sie, dass sich dort noch andere Völker tummelten. Sie sprachen dann vom Germanischen, Sarmantischen oder Skythischen Meer.
Als die Namen verblassten sprachen Germanische Seefahrer im 9 Jht. vage vom „ Orientale Mare“ oder Ostae. Im Spätmittelalter festigte die Hanse den Namen Ostsee. Bei dieser Gelegenheit verlegte man das Schwäbische Meer einfach an den Bodensee.
Der größte griechische Geograph Strabon erwähnt um 17 n.C. einen großen See zwischen Donau und Rhein er erwähnte keinen Namen.
In der frühesten Erdbeschreibung teilte dann der Römer Pomponius Melus 43/ 44 gleich zwei Namen von Alpinen Rheinseen mit. Lacus Venetus und Lacus Acronus. Man vermutet, dass damit der Ober- und Untersee gemeint waren.
Der Bodensee besaß keinen Namen, weil ihn ansässige Bewohner und Besucher nicht in einem größeren Zusammenhang betrachteten. Wenn der Bodensee heute eine allgemein gültige Bezeichnung trägt, ist dies nicht das Ergebnis der sprachlichen Einsetzung sondern der geschichtlichen Auseinandersetzung.
Ein See der Klöster: Lacus Potamicus
Römer ließen sich seit Augustus am Südufer des Sees nieder. Namen wie Bregenz, Arbon und Konstanz künden davon.
Plinius d. ä. setzte 77 n.C. für siebenhundert Jahre durch. Dieses Gewässer heiße
Lacus Brigantinus nach der römischen Siedlung Bregenz.
Lacus ist vom Wortstamm verwandt mit dem deutschen Wort Lache, Pfütze. Ein See war zunächst verunreinigtes Land. Wenn die Römer überhaupt auf diese Barbarenpfütze blickten bemerkten sie eher den fließenden Rhein, als den stehenden See.
Durch Die diese Sichtweise entstand über einige Umwege der Begriff Lacus Potamicus.
Ein Gewässer das fließt.
Erstmalig erwähnt von Walahfrid Strabo
Er dachte dabei an einen Flußsee. Als der Kaiser ihm zur Gründung eines Klosters, in der Pfalz Bodman Land schenke, schrieb man nicht ohne sein Zutun das Adjektiv zum See Potamicus, zum Pfalzort jedoch Potimacus in die Urkunde.
Der eine Namen sollte gelehrtes Griechisch, der andere laienhaftes Deutsch sein.
Solche philologischen Bedenken konnten nur politische Gründe haben. Strabo bejahte die karolingische Neuordnung von ganz Alemannien und wollte auch den neuen Namen Bodensee anerkennen, ihn aber nicht von der altfränkischen Zwingburg Bodman ableiten.
Schon 824 hatte Strabo sein Kloster Reichenau ähnlich beschrieben wie die Gallusklause bei Bregenz: es liege mitten in Deutschland, in einem nach Westen ausgedehnten Meer, und werde vom Rheinfluß umspült. Auch Strabo meinte mit Lacus Potamicus den ganzen See, begründete aber dessen Einheit kirchengeschichtlich, nicht machtpolitisch. Die Mönche in St. Gallen übernahmen Strabos Kompromiss nur zögernd. Denn allem Alemannischen Widerspruch zum Trotz sollte der See nun doch Bodensee heißen, weil der Rhein ihn durchfloss und die Klöster verband. Wozu ein Verbund ? Immerhin ein Alemannischer.
Die zwei Entwürfe vom ganzen Bodensee, der fränkischen-königliche von 759 und der alemannisch- mönchische blieben nicht lange bestehen, bis sie miteinander verschmolzen. 887/888 dichtete Notker aus St. Gallen im Sinne Strabos als er vom Ufer des wütenden Rheines und den Gestaden des tosenden Sees schrieb als seien Fluss und See dasselbe. Der Geschichtsschreiber Ratpert gab als Aktionsfeld der Heiligen Kolumban und Gallus den Lacus Potamicus an.
Notkers Schüler Salomon Abt von St. Gallen verließ zwei mal diesen Brauch und schrieb, Lacus Podamikus mit d wie Bodman. Die neue Schreibweise blieb vorerst erhalten. Als die Pfalz Bodman für die Gallusmönche kein fremdes Herrschaftszentrum mehr bildete, bekannten sie sich zum Örtlichen Seenamen Bodmansee .Jetzt spiegelte der Namen Bodmansee einen neuen Zusammenhalt zwischen alten Gegnern, St Gallen und Reichenaun einerseits und Bodman und Konstanz anderseits. Diese Verquickung brachte dem Namen Lacus Potamicus 890 allgemeine Anerkennung. Im allgemeinen Sprachgebrauch festigte sich dann aus diesem Wirrwarr endgültig der Name Bodensee abgeleitet von vom (Boden und Lacus, Lache, See)
Rt. See-Mix
der Clari-Nette vom Sierenmoose
(15. Tag im Wonnemond 2010)
Quellen
- Internet
- Pomponius Melus (Kreuzfahrt durch die alte Welt)
- Arno Borst ( Ritte über den Bodensee, Internet und Kennzeichen KN )